Afghanistan-Experten am Salier (04.07.13)
Am Donnerstag, 4.7.2013 informierte uns das Ehepaar Erös wieder einmal über Afghanistan und ihr Kinder-Hilfsprojekt. Herr Dr. Erös referierte für die Klassen 10, seine Frau für eine siebte Klasse.
Den Vortrag für unsere Zehner protokollierten Lea B. und Celine E., beide Kl. 10c.
Afghanistan – was geht das uns an?
Mit dieser und vielen weiteren zum Nachdenken anregenden Fragen konfrontierte Dr. Reinhard Erös, Leiter der Kinderhilfe Afghanistan, die Schüler der 10. Klasse des Salier-Gymnasiums am vergangenen Donnerstag.
Auf die einleitende Frage, was die Schülerinnen und Schüler mit Afghanistan assoziieren, antworteten einige sofort: „Krieg“. Eine Antwort, die Dr. Erös, der viele Jahre als Offizier und Arzt bei der Bundeswehr tätig war, schon oft bei seinen zahlreichen Vorträgen zu hören bekam. Dies ist jedoch nicht alles, was das Land ausmacht.
Es ist „ungeheuer reizvoll unter Naturaspekten“ und geprägt von extremen Unterschieden, z.B. in der Topographie oder bezüglich der klimatischen Verhältnisse. Schon damit erklären sich viele Probleme des Landes und die Schwierigkeiten für europäische NATO-Soldaten, dort zu leben und zu helfen. Vor allem die großen Temperaturunterschiede machen den Soldaten das tägliche Leben sehr schwer. Allein die Unterbringung in unzugänglichem Gebiet, die Klimatisierung der Unterkünfte und eine angemessene Versorgung haben den Afghanistan- Krieg zu einem der teuersten Kriege in der Geschichte der Menschheit werden lassen. So kosteten die 11 Jahre NATO-Einsatz rund 700 Milliarden Dollar, die man auch in den Bau von Schulen, Waisenhäusern oder anderen Einrichtungen hätte investieren können. Dies hätte der Bevölkerung vermutlich mehr geholfen, gibt Erös zu bedenken.
Außerdem ist das Land geprägt von vielen anderen komplexen Problemen.
Es gibt so gut wie keine Industrie, dafür aber sehr viel Landwirtschaft, die allerdings unter wüstenhaften Bedingungen sehr schwierig ist. Deshalb ist es für die Afghanen wichtig ein Produkt anzubauen, das mehr einbringt als der Anbau von Nahrungsmitteln. Nicht verwunderlich ist es daher, dass vermehrt Schlafmohn angebaut wird.
Die Opiumproduktion stieg während der Anwesenheit der NATO zwar extrem an, trotzdem liegt das durchschnittliche Einkommen einer Familie nur bei 2 Dollar.
Erös war es ein Anliegen zu vermitteln, dass es für junge Menschen wichtig ist interkulturelle Kompetenz zu erwerben. Deshalb schlägt er den Schülerinnen und Schülern vor, Entwicklungsländer nicht als Tourist zu besuchen, sondern sich z.B. in einem freiwilligen sozialen Jahr dort zu engagieren. Außerdem ist es wichtig zu lernen, dass Afghanistan eine extrem personenbezogene Kultur hat. Wenn man helfen möchte ist es wichtig, die Sprache der Menschen zu beherrschen. Dies ist in Afghanistan nicht leicht, da es ein Vielvölkerstaat mit mehr als 30 Sprachen ist. Wer die Kultur und die Sprache nicht versteht ist laut Erös „taub, blind und stumm“. Wie sollen daher Soldaten den Frieden dieses Landes sichern und beim Wiederaufbau helfen, fragt Erös die Schüler. Er ist davon überzeugt, dass jeder militärische Einsatz zum Scheitern verurteilt ist, auch ein Demokratieverständnis wie es in Deutschland vorherrschend ist, lässt sich seiner Ansicht nach nicht einfach auf Afghanistan übertragen. Stattdessen setzt er auf die Unterstützung im Bildungsbereich. Mit seiner Organisation „Kinderhilfe in Afghanistan“ betreibt und fördert Dr. Erös Friedensschulen, Mutter-Kind-Kliniken, Solarwerkstätten und viele weitere schulische und medizinische Projekte. So hilft er der Jugend, ihr Land in ihrem Sinne wiederaufzubauen. Seine Arbeit verrichtet er unter dem Leitsatz, den er bei Mutter Teresa gelernt hat: „Du musst die Menschen lieben, wenn du ihnen helfen willst.“
Tatsächlich hinterlässt er eine sehr nachdenkliche Gruppe, die nach diesem Vortrag ein anderes Bild von Afghanistan hat und erkennt, dass politische Entscheidungen auch manchmal hinterfragt werden müssen.